Donnerstag, 22. Juni 2006

Die unerträgliche Ignoranz mancher Ärzte

Gestern war es wieder soweit: Der Vertrauensarzt der Krankenkasse hat mich empfangen.
Mit nicht zu übersehendem Desinteresse wickelte der Mann sein Pflichtprogramm an Fragen ab, untersucht mich ca. 5 Minuten lang, um dann festzustellen: "Sie sind nicht ganz krank und nicht ganz gesund." Womit er mir nix Neues erzählt.
Neu ist allerdings, das ich seiner Meinung nach wieder halbtags arbeiten soll. Die 3 Wochen bis zum feststehenden Klinikaufenthalt (4 - 6 Wochen lang) soll ich mit Einarbeitung überbrücken. Ich hab ihm gesagt, das ich das (nach einem total missglückten freiwilligen Versuch im letzten Jahr) besser erst mache, wenn ich richtig wieder auf dem Damm bin, um nicht jetzt, wo Fachklinik und OP unmittelbar bevorstehen, wieder einen Rückfall zu riskieren.
Er sagt "Gehen Sie einfach mal, am besten ab morgen, wieder halbtags, und dann werden wir sehen...", womit die Visite für ihn beendet zu sein scheint. Ein solch ignoranter herablassender Schnösel begegnet einem nicht jeden Tag. Klar, der wird von der Krankenkasse für sein Gutachten bezahlt und "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing". Aber 3 Wochen vor einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt eine Wiedereingliederung auf der Arbeit zu beginnen .. da hat selbst der Mann von der Krankenversicherung, mit dem ich anschliessend telefonierte, sich nur verlegen geräuspert. Aber wenn der Arzt das sagt....
Was tun ? Dem Stress im Job fühle ich mich noch gar nicht gewachsen. Zu Hause bleiben ohne Kohle kann ich mir nicht leisten. Und das jetzt, wo nach einem Jahr Kampf um die Gesundheit sich endlich eine Lösung abzeichnet:
Im Schlaflabor war ich, die Schlafapnoe ist diagnostiziert und wird mit Atemmaske therapiert.
Der Aufenthalt in der Tinnitusfachklinik ist genehmigt und beginnt im Juli.
Die Nasenscheidewand-OP ist schon für September terminiert.
Und anschliessend hoff(t)e ich soweit wieder auf dem Damm zu sein, das ich mit einer Wiedereinglederung den Weg zurück finde. Das und noch mehr hab ich mir grösstenteils in Eigeninitiative erarbeitet.

Ich fühl mich wie ein Beinamputierter, dem man nach der Amputation, aber kurz vor der Anpassung der Prothese sagt, das er ja jetzt halb gesund sei und das 100-meter-Hürdenrennen ab sofort wieder laufen müsse. Er könne ja 50 statt 100 meter laufen, weil er nur halb gesund sei. Das die erste Hürde reichen kann, um mich zu Fall zu bringen, scheint niemanden zu interessieren.

Aber ich bin fest entschlossen, meinen Weg zur Gesundung weiter zu gehen, und mich von keiner Krankenkasse und auch sonst niemandem davon abbringen zu lassen.