Dienstag, 26. Dezember 2006
Draussen vor der Tür
Das hat mich in diesem Moment so sauer gemacht, das ich mich ins Auto gesetzt habe, es mögen mittlerweile 5 Minuten vergangen sein, und wegfuhr, um die geplante Wanderung alleine zu unternehmen.
Zu Hause setzte ich mir den MP3-Player auf und drehte eine grosse Runde, anderthalb bis 2 Stunden an der herrlich frischen Luft. Die Freundin smste mich irgendwann an, wo ich denn bleibe. Habe geantwortet, wie es war und das ich so sauer war (mittlerweile war ich es ja nicht mehr) und das ich jetzt selber mal Zeit brauche, um drüber nachzudenken, warum ich so reagiert habe.
Was war los ? Ich spürte, das es ein alter Film von mir war, der sich da abspielte. Ich war sehr verletzt, weil ich -außen vor gelassen wurde, -ausgegrenzt wurde, -ignoriert wurde, -nicht für wichtig genommen wurde, -das fünfte Rad am Wagen war.
Wenn ich früher als junger Kerl nachts vollstramm vor dem Elternhaus stand und klingelte, hatte ich Zorn in mir. Zorn, weil man mir den Haustürschlüssel abgenommen hatte, um mich von meinen nächtlichen Sauftouren abzuhalten, um mich zum früheren heimkehren zu bewegen. Die Eltern haben natürlich das genaue Gegenteil bewirkt. Fast jede Nacht hab ich solange geklingelt, manchmal stundenlang, bis sie mir die Tür geöffnet haben. Aber es war auch erniedrigend für mich. "Bitte Bitte lasst mich rein!". Immer wieder.
Dieses erniedrigende Gefühl war heute auch in mir. "Bitte Bitte lasst mich rein!".
Als in der SMS dann stand "Warum hast Du nicht gesmst, als keiner aufgemacht hat ?", fühlte ich "Warum hast Du nicht nach mir geschaut, warum hast Du die Spülmaschine nicht ausgemacht, wenn die so laut ist und Du wusstest, das ich komme?". Ich weiß, das ist unsachlich und überzogen. Aber das Gefühl ist so.
Wir müssen darüber reden die Tage. Ich werde sagen, wie das für mich ist und das das ein empfindlicher Punkt bei mir ist. Ich möchte, das Freunde darauf etwas Rücksicht nehmen.
Ich bin sicher, das werden sie.
Montag, 21. August 2006
Jetzt wirds ernst
Die erste Stufe wird der Kampf mit den Bürokratien sein. Ich muss versuchen, Arbeitgeber, Krankenkasse, und bfa an einen Tisch zu bekommen, um mir den Wiedereinstieg ins berufliche Leben so zu gestalten, das ich nicht gleich wieder hinten runter falle.
Da wahrscheinlich alle Genannten genauso stur sein werden, wie sie es vor meinem Klnikaufenthalt waren, ist es wichtig, nicht daran zu verzweifeln, sondern Ruhe zu bewahren und konstruktiv nach Konsens-Möglichkeiten zu suchen. Diesmal werde ich es auch nicht alleine versuchen, sondern Hilfe in Anspruch nehmen.
- von den Ärzten und Therapeuten hier in der Klinik
- vom Amt für Integration
- vom Personalrat
- notfalls von der Anwaltskanzlei über meine Rechtschutzversicherung.
Nach meiner Enlassung hab ich dafür nicht viel Zeit. Die OPs für Nasenscheidewand und Schilddrüse sind 4 Wochen später bereits angesetzt, und ein weiterer Aufenthalt im Schlaflabor steht mir auch bevor, um die Atemmaske nach der OP an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
So hoffe ich, bis Ende Oktober alles akut medizinsche über die Bühne gebracht zu haben, Gleichgewichtstraining und Psychotherapie werden parallel weiterlaufen.
Es gibt viel zu tun. Ich packs an.
Donnerstag, 22. Juni 2006
Die unerträgliche Ignoranz mancher Ärzte
Mit nicht zu übersehendem Desinteresse wickelte der Mann sein Pflichtprogramm an Fragen ab, untersucht mich ca. 5 Minuten lang, um dann festzustellen: "Sie sind nicht ganz krank und nicht ganz gesund." Womit er mir nix Neues erzählt.
Neu ist allerdings, das ich seiner Meinung nach wieder halbtags arbeiten soll. Die 3 Wochen bis zum feststehenden Klinikaufenthalt (4 - 6 Wochen lang) soll ich mit Einarbeitung überbrücken. Ich hab ihm gesagt, das ich das (nach einem total missglückten freiwilligen Versuch im letzten Jahr) besser erst mache, wenn ich richtig wieder auf dem Damm bin, um nicht jetzt, wo Fachklinik und OP unmittelbar bevorstehen, wieder einen Rückfall zu riskieren.
Er sagt "Gehen Sie einfach mal, am besten ab morgen, wieder halbtags, und dann werden wir sehen...", womit die Visite für ihn beendet zu sein scheint. Ein solch ignoranter herablassender Schnösel begegnet einem nicht jeden Tag. Klar, der wird von der Krankenkasse für sein Gutachten bezahlt und "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing". Aber 3 Wochen vor einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt eine Wiedereingliederung auf der Arbeit zu beginnen .. da hat selbst der Mann von der Krankenversicherung, mit dem ich anschliessend telefonierte, sich nur verlegen geräuspert. Aber wenn der Arzt das sagt....
Was tun ? Dem Stress im Job fühle ich mich noch gar nicht gewachsen. Zu Hause bleiben ohne Kohle kann ich mir nicht leisten. Und das jetzt, wo nach einem Jahr Kampf um die Gesundheit sich endlich eine Lösung abzeichnet:
Im Schlaflabor war ich, die Schlafapnoe ist diagnostiziert und wird mit Atemmaske therapiert.
Der Aufenthalt in der Tinnitusfachklinik ist genehmigt und beginnt im Juli.
Die Nasenscheidewand-OP ist schon für September terminiert.
Und anschliessend hoff(t)e ich soweit wieder auf dem Damm zu sein, das ich mit einer Wiedereinglederung den Weg zurück finde. Das und noch mehr hab ich mir grösstenteils in Eigeninitiative erarbeitet.
Ich fühl mich wie ein Beinamputierter, dem man nach der Amputation, aber kurz vor der Anpassung der Prothese sagt, das er ja jetzt halb gesund sei und das 100-meter-Hürdenrennen ab sofort wieder laufen müsse. Er könne ja 50 statt 100 meter laufen, weil er nur halb gesund sei. Das die erste Hürde reichen kann, um mich zu Fall zu bringen, scheint niemanden zu interessieren.
Aber ich bin fest entschlossen, meinen Weg zur Gesundung weiter zu gehen, und mich von keiner Krankenkasse und auch sonst niemandem davon abbringen zu lassen.
Donnerstag, 4. Mai 2006
Gerd Koester und Tom Waits
Bess dau hück Naach dohbäi, en dingem ruude Jolf ......
Dat jeht äinfach ant Hätz.
Sonntag, 16. April 2006
Die kleinen Pillen
Komischerweise hab ich die Dinger erstmal 2 Tage weiter genommen. Und als ich am Freitagabend die Medikamente für den nächsten Tag fertigmache, schaue ich nochmal drauf ... und denke, setz die einfach mal ab, dann merkst Du ja, obs dir was ausmacht ..... und merke im gleichen Moment, das ich die grünen Kapseln gerne wieder in die Tagesschachtel legen würde. Und das es mir was ausmacht, das nicht zu tun. Da gehen zum Glück alle Alarmglocken bei mir an.
Ich hab die Kapseln abends mit zu einer lieben Freundin genommen, auch weil ich mit jemand darüber reden wollte. Die hat dann eine Kapsel aufgeschnitten, und dann haben wirs gesehen: Innen ist der Wirkstoff in einer Flüssigkeit gelöst. Ethanol = Alkohol. Da sich das Ding erst im Magen auflöst, konnt ichs also auch nicht schmecken.
Ich setze die Kapseln sofort ab, und merke am nächsten Morgen schon, das ich komisch drauf bin. So hab ich mich Samstag und Sonntag mehr oder weniger verkrochen, wollte nur meine Ruhe haben, niemanden sehen und hören. Heut abend kam mich eine andere gute Freundin besuchen, die das am Freitag auch mitgekriegt hatte. Wir haben einen leckeren Salat zusammen gemacht und abends Columbo geguckt. Ich merke, das sich meine Stimmung langsam wieder bessert. Mir ist sehr bewusst geworden, wie schnell ich in so eine Suchtscheisse wieder reinrutschen kann, wie schnell diese Zwänge, diese Gier wieder aufleben, wenn man nicht dauernd aufpasst.
An einem schönen Kurzurlaubs-Wochenende im letzten Spätsommer in Freiburg wurde mir diesschon mal mit dem "Genussrauchen" vor Augen geführt. Da hab ich nach 3 Tagen, an denen es mir saugut ging und ich deshalb jeweils eine meiner Lieblingsrillos gepafft hab (die ich sonst 1x alle 6 Wochen rauche), am nächsten morgen die Gier in mir gespürt, sofort wieder eine zu rauchen. Ich glaub, wenn ich das getan hätte, wäre ich heute wieder Kettenraucher.
Naja, es ist nochmal gut gegangen und meine Antennen sind wieder geschärft.
Mittwoch, 12. April 2006
Gott und die Katholische Kirche
Ich denke, ich verstehe mittlerweile, das sie sich auf Ihre Art Sorgen macht, das ich in der ewigen Hölle lande. So hat sie es gelernt und so glaubt sie es. Da ist keine Falschheit dahinter, sondern Sorge pur. Um das zu verstehen, habe ich viele Jahre gebraucht, weil ich es einfach nicht sehen wollte.
Leider merke ich auch, das das Verständnis für die Gedanken und Gefühle des jeweils anderen ziemlich einseitig ist. Ich hab nicht das Gefühl, das sie wirklich wissen will, was mich bewegt hat, diesem Verein den Rücken zu kehren. Und wie es mit meinem Glauben wirklich bestellt ist. Ich kann nicht wirklich mit ihr darüber diskutieren.
Erklärungen oder Argumente, die ihrem Standpunkt zuwiderlaufen, perlen an ihr ab wie die Wassertropfen auf einem frisch gewachsten Auto. Auf der einen Seite ist es sicher beruhigend, einen festen Standpunkt zu haben, den ich im Glauben bis heute nicht gefunden hab. Andererseits muss man dafür nach einem bestimmten Strickmuster gemacht sein. Ich bin anders.
Mein Besuch auf einem Diskussionsabend in St.Albert hat mir schon gezeigt, das es auch innerhalb der katholischen Kirche Menschen gibt, die sich das mit dem Glauben nicht so einfach machen. Und die diese Offenheit besitzen, darüber zu sprechen, welche offenen Fragen sie noch haben. Und was ihnen gar nicht gefällt an dem, was der Mann im Vatikan so von sich gibt.
Aber, das Erfreuliche an diesem Telefonat mit meiner Mutter: Nach langen Jahren haben wir es zum ersten Mal geschafft, ein solches Gespräch zu beenden, ohne das einer den Hörer auflegt, tödlich beleidigt ist oder sich gänzlich unverstanden fühlt.
Sondern gut gelaunt mit der Zusage, sie bald wieder zu besuchen und mit dem Gefühl, das sie sich darauf freut. Immerhin !
Montag, 3. April 2006
Ciao Bella ....
Ich muss gestehen, das ich in der letzten Woche auch kaum an sie gedacht hab. Fällt sie mir mal ein, tut es schon noch weh, und der Gedanke, sie demnächst mit neuem Partner zu sehen, schmeckt mir auch weiterhin überhaupt nicht, aber es haut mich auch nicht mehr um. So fühlt sich das also an, wenn das Herz wieder zu gesunden beginnt. Nach dreieinhalb Jahren.
Als sie mir vor 2 Jahren einmal bei einem Spaziergang erzählte, das sie sich mit jemand neuem angefreundet hat und wie komisch sich der Typ verhält und wie schwierig das für sie ist, hat mich das innerlich fast umgebracht. Ich hatte damals das Gefühl, mein Herz wird schockgefroren und dann mit einem grossen Hammer zertrümmert. Damals hab ich mir nichts anmerken lassen, weil ich ihr nicht emotional im Weg stehen wollte, sozusagen.
Heute ist es anders. Das war ein Schock, im ersten Moment, aber der war nicht so tief und hat sich auch schneller wieder gelegt. Heilt die Zeit also doch die Wunden ......
Hoffen wir mal, das das so weitergeht und ich wieder offener für eine neue Beziehung werde. Wenn der Platz im Herz so langsam auftaut und freigeräumt wird, sollte das eigentlich so sein.
Ciao Bella ...
Donnerstag, 23. März 2006
Tolles Lied:
Element of Crime: Delmenhorst
Ich bin jetzt immer da, wo du nicht bist
Und das ist immer Delmenhorst
Es ist schön, wenn's nicht mehr weh tut
Und wo zu sein, wo du nie warst
Hinter Huchting ist ein Graben
Der ist weder breit noch tief
Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann
Sag Bescheid, wenn du mich liebst
Ich hab jetzt Sachen an, die du nicht magst
Und die sind immer grün und blau
Ob ich wirklich Sport betreibe
Interessiert hier keine Sau
Hinter Huchting ist ein Graben
Der in die Ochtum sich ergießt
Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann
Sag Bescheid, wenn du mich liebst
Ich mach jetzt endlich alles öffentlich
Und erzähle, was ich weiß
Auf der Straße der Verdammten
Die hier Bremer Straße heißt
Hinter Huchting ist ein Graben
In den sich einer übergibt
Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann
Sag Bescheid, wenn du mich liebst
Ich bin jetzt da, wo ich mich haben will
Und das ist immer Delmenhorst
Erst wenn alles scheißegal ist
Macht das Leben wieder Spaß
Der ist weder breit noch tief
Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann
Sag Bescheid, wenn du mich liebst
Montag, 20. März 2006
It takes time to leave her ....
Gestern hat sie mir das in einer eMail geschrieben.
- Eigentlich war das klar, das das einmal so kommt.
- Eigentlich schon, seitdem sie Schluss machte, vor mehr als 3 Jahren.
- Eigentlich hab ich gedacht, das macht mir nicht soo viel aus.
- Eigentlich merke ich gerade, das ich das mehr gehofft als gedacht habe.
- Eigentlich ist das, was ich gedacht habe, gequirlte Hühnerkacke.
- Eigentlich müsste ich mich für sie freuen. Der eine Teil von mir tut das.
- Wirklich hat es dem anderen Teil von mir den Boden unter den Füssen weggezogen.
- Wirklich tut es sehr weh.
Die Vorstellung, sie demnächst mit ihrem neuen Freund zu sehen, ist mir unerträglich. Da werde ich ganz stark sein müssen. Ich bin aber nicht ganz stark, ich bin derzeit nicht einmal ein bischen stark. Ich hoffe, es wird noch ne Weile dauern, bis das Unvorstellbare so real wird. Bis ich es mit eigenen Augen sehen muss. Wenigstens solange, bis ich wieder festen Boden unter den Füssen hab, bis mein schwankendes Schiff in einem Nothafen festgemacht hat.
Der verletzte Teil in mir will sich vergraben, niemanden mehr sehen, auswandern in die Antarktis, wo die Aussentemperatur der inneren Kälte entspricht, die mein Herz mit ihrem eisigen Griff umklammert.
Ich kann bis jetzt noch mit niemandem darüber sprechen. Das ist noch zu frisch. Tut noch zu weh. Ich hoffe ich kann es bald. Solange hilft mir dieser blog, etwas Ballast anonym abzuwerfen. Es tut einfach gut, sich manches von der Seele zu schreiben.
Und es ist gut zu wissen, das ich Freunde hab, denen ich mich anvertrauen kann, wenn ich soweit bin.